Der Hambacher Forst, ein verratenes Symbol

Montag, 24.09.2018 | CC-BY-ND Marc Stephan

Schaue ich mir die Berichte zur Räumung des Hambacher Forstes an, denke ich mir zuerst: »Nicht alles was man darf, muss man auch tun!« Kurz danach denke ich aber daran, dass die Braunkohle in Deutschland subventioniert wird, wenn auch nur indirekt. Ohne indirekte Subvention stiege der Preis auf Braunkohlestrom auf das Dreifache.

Nun sehe ich die Demonstranten und auch einige der Radikalen, die sich gegen die Räumung und die Rodung des Forstes wehren, teils mit Gewalt. Dabei kommen mir Bilder aus den Medien in den Kopf, die Bergleute zeigten, die um ihren Job kämpften und gegen die Streichung der direkten Subventionen demonstrierten. Wer von den Räumungsgegnern im Hambacher Forst würde sich vor einen solchen Familienvater stellen und ihm ins Gesicht sagen: »Dein Job ist umweltschädlich, lass das Demonstrieren, such' dir einfach einen anderen!« Niemand. Steine auf Polizisten werfen klappt dagegen sehr gut.

Dass der Hambacher Forst allein den Klimawandel nicht aufhalten kann, ist auch klar. Die Ausgleichsfläche kann den über 12 000 Jahre gewachsenen Wald nicht ersetzen, zumal auch die Braunkohle darunter noch als CO² in die Atmosphäre steigen wird. Trotzdem ist es ein Symbol. Aber ein Symbol für was? Dass wir uns gegen den Klimawandel stellen, während wir einen SUV fahren, stets das neueste Handy haben, zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen, Plastiktüten verwenden, kürzeste Strecken mit dem Auto fahren, ständig das Internet nutzen (ja, auch das verschlingt weltweit Unmengen an Energie), Palmölprodukte kaufen und vieles mehr? Ich sage nicht, dass wir nicht um das Symbol Hambacher Forst kämpfen sollten, nur sollten wir eben dieses Symbol nicht täglich verraten.